Die Schwesternschaft
Desdemona's Erwachen
Es war eine kühle Nacht.
Der Mond schien fern am sternenklaren Himmel.
Der Wind wehte über den staubigen Boden und trug den Geruch alter Gemäuer durch die Luft. Stein um Stein, bildete hier diese helle Substanz Mauern und Gassen, deren Wege ins friedliche Dunkel zu führen schienen. Doch wie auch die Mauern es zu zeigen vermochten, dieser Frieden schien langsam zu brökeln..
Irgendwas war in Gange.
Lauerte etwas in einer der vielen Kammern, deren eisernen Zugang die Gemäuer verwährten?
Kammer um Kammer, jede schien friedlich. Hier hatten sie ihre Ruhestätten. Und so viele es waren, schienen sie im Stillen gemeinsam eine Wacht über diesen ruhenden Ort zu halten.
An einer der Gassen, stand ein altes Mausoleum.
Eine Grabstätte, geschieden von den anderen. Und dort nahm die friedliche Dunkelheit ein Ende. Unruhig tanzten hier die Schatten und gewährten Einlass ins Innere. Schaurig fuhr der Wind durch die silbernen Fäden, die den steinernen Sarg zu verzieren schienen. Doch was er davon trug, war nichts als Leere.
Diese Gruft stand verlassen..
Wer würde es wagen..?
Ein Keuchen.
In der Gasse kauerte ein blasses Geschöpf, das an der kargen Mauer Halt zu finden versuchte. In ihrem hellen Gewand schien sie fast in dieser Umgebung zu verschwinden, doch ihre dunklen Haare hebten sie von den Gemäuern ab, wie die finsteren Gitter der Gruften.
Klägliche Laute entwichen ihr.
Als würden die Schatten an ihr zerren, zog sie beinahe kriechend weiter diese Gasse entlang.
Diese Fede wollte sie nicht verlieren..
Leben.
Die Freude darauf keimte in ihr. Doch noch hielten die Schatten sie zu sehr in ihrer bitteren Umarmung gefangen.
Sie hatte Durst.
Ohne Nahrung, wird sie diesen Ort nicht verlassen können. Doch in der Nähe gab es nichts, was ihr hätte dienen können. Nur leblose Gerippe, deren modriger Geruch ihren Zorn erweckten. Der Hunger zerrte an ihr, sie wollte leben. Verzweiflung.
Da.
Dumpf hörte sie etwas. Ein pochendes Herz..
Doch die Freude war nicht groß, wie dieses Objekt.
Es kam näher, sie blieb still.
Und dann, stürzte sie sich vom zehrenden Hunger getrieben in einem Satz auf ihre Beute. Gierig griff sie nach dieser Ratte und stieß ihre bleichen Fänge in dieses kleine Etwas. Ein Schluck, und in einem Wall floss es duch ihren Körper. Es besänftigte ihre Qualen die in ihr zerrten, ihre Sinne wurden wiederbelebt und befreite sie aus dem morbiden Reich der ruhelosen Seelen. Lange wird sie diese armseelige Ratte nicht sättigen.
Doch sie war wieder da..
Desdemona.
Sie gehörte zum alten Geschlecht der Castanegra's.
Und sie wusste, ihre Erweckung konnte nur eines bedeuten..